Auf der Suche nach der Wahrheit

Was wäre Deutschland und Europa ohne die klare und mahnende Stimme von Hans-Werner Sinn? In seiner Autobiografie zieht er die Bilanz eines außergewöhnlichen Lebens - von seinem Weg aus kleinbürgerlichen Verhältnissen an die Spitze der Ökonomenzunft. Seine Mitgliedschaft zur Jugendorganisation der SPD, den Falken, gehört ebenso zu diesem Weg wie die Prägung durch die 68er oder die Bewunderung für Willy Brandt. Das Studium der Volkswirtschaft in Münster, Mannheim und später in Kanada veränderte seine geistigen Prägungen einschneidend und für immer. Sinn nahm Abschied von allem Ideologischen, das ihm bis heute ein Gräuel ist. Er unterwarf sich den Regeln der Wissenschaft, bei denen es ihm vor allem auf die fortwährende Suche nach der Wahrheit ankommt - das Credo seines Lebens. Doch Sinn blieb nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft. Wie kein Zweiter hat er die wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten der letzten fast drei Dekaden geprägt. Ob Kritik an den ökonomischen Regeln der Wiedervereinigung, ob Standortdebatte, Reform des Sozialstaates, Bewältigung der Eurokrise, Migration oder Brexit ... Hans-Werner Sinn mischt sich sein, nicht selten angefeindet - und hat mit seinen Ideen und Konzepten immer wieder die Republik verändert. Er gilt als einflussreichster Ökonomen im deutschsprachigen Raum - und auch seine Leistungen auf der wissenschaftlichen Weltbühne sind herausragend. Sein Leben und Wirken sind ein außergewöhnliches Stück Zeitgeschichte.